Ich bin kein Insider und erst später mit der chinesischen Teezeremonie in Berührung gekommen. Gänzlich anders, soviel steht fest, ohne Attribute wie „besser“ oder „schlechter“ verwenden zu wollen. Mein Probierset dazu sieht so aus:
Der Kenner sieht gleich, dass da einiges ’nicht stimmt‘. Was macht die große (japanische) Teeschale im Vordergrund? Wo sind die kleinen (winzigen) chinesischen Schälchen, ggf. Duftbecher? Was soll der Kensui (größere seladonfarbene Abwasserschale im Hintergrund, kaum zu sehen)?
In meinem Archiv ist mehr dazu zu lesen:
Wenn ich für mich allein teste, sehe ich von den kleinen Schälchen ab und fülle mir kurzerhand den ganzen Inhalt des Kännchens in einen kleinen Chawan um. Bei zwei Personen nehme ich passende Guinomi (Sakeschälchen) und ansonsten meinetwegen die chinesischen Winzlinge ;), die beim Set auch dabei waren. Und wer sich auf youtube mal Videos der chinesischen Teezeremonie angesehen hat, versteht vielleicht auch, wofür so eine Abwasserschale gut ist – das ist ein ziemliches Geplantsche.
Aber der Teegenuss, die Aromafülle, ist, wenn z.B. ein (hochwertiger) Oolong genommen wird, enorm!
Hallo Stefan,
ich habe aus ganz anderen Gründen auf der Seite eines Zen-Klosters gestöbert und durch Zufall einen Text gefunden und musste sofort an diese Seite in deinem Blog denken. Ich finde er beschreibt sehr schön, dass es das „nicht passende“ Teegeschirr gar nicht geben kann… 😉
Ein Schüler Rikyus fragte einst folgendes:
„Was genau sind die wichtigsten Dinge, die bei einer Teezusammenkunft verstanden und beachtet werden müssen?“
„Bereite eine köstliche Schale Tee; lege die Holzkohle so, dass sie das Wasser erhitzt; ordne die Blumen so, wie sie auf dem Feld wachsen; im Sommer rufe ein Gefühl von Kühle, im Winter warme Geborgenheit hervor; bereite alles rechtzeitig vor; stelle dich auf Regen ein, und schenke denen, mit denen du dich zusammenfindest, dein ganzes Herz.“
Der Schüler war mit dieser Antwort etwas unzufrieden, weil er in ihr nichts von so großem Wert finden konnte, dass es als Geheimnis des Verfahrens hätte bezeichnet werden können.
„Das alles weiß ich bereits…“
Rikyu antwortete, „Wenn du also eine Teezusammenkunft leiten kannst, ohne von einer der Regeln die ich nannte abzuweichen, dann will ich Dein Schüler werden!“
In diesem Sinne habe ich sogar ohne das von Dir gezeigte Zeremonie-Geschirr zu kennen, bereits sehr schöne Teezusammenkünfte bei euch erleben dürfen, zB vor ein paar Wochen im Anblick der blühenden Felsenbirne in eurem Garten 🙂
Bine
Hallo Bine,
vielen Dank für das schöne Zitat!
Es gibt noch viele solche Hinweise darauf, ‚die Sache‘ schlicht und einfach zu halten, z.B. ebenfalls von dem von Dir ins Feld geführten Rikyu:
„Chanoyu: das heißt,
dessen soll man sich bewußt sein,
nur Wasser zu kochen,
Tee zu bereiten
und ihn zu trinken.“
oder auch, zum verwendeten Gerät:
„Ist es vorhanden: gut,
gibt es keins: dann nicht;
handeln wir gerade so wie es ist,
dann ist es die wahre Tee-Kunst.“
Beide Zitate sind aus dem Buch dieser Buchempfehlung entnommen.
Es ist ein interessantes Spannungsfeld, das sich da zwischen der proklamierten Einfachheit und der alles andere als einfachen „Choreographie“ der Chanoyu auftut. Kann man lange ‚drüber philosophieren 😉
Stefan
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