Ausstellung „Keramik – Zwei Positionen; Sebastian Scheid und Jan Kollwitz“

Am 21. März wurde um 19:00 Uhr die Ausstellung „Keramik – Zwei Positionen“ mit Stücken von Sebastian Scheid und Jan Kollwitz im Schloss Reinbek eröffnet.
So sah die Einladung aus:

 

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Ich hatte das Glück, mit dem Kunsthistoriker Dr. Walter Lokau aus Bremen anzureisen, der die Laudatio zur Vernissage halten sollte.

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Die Räumlichkeiten präsentieren sich hell, offen und großzügig. Die Exponate sind in ihren Glasvitrinen gut ausgeleuchtet und von allen Seiten einsehbar. Schade, dass (bis auf Jan Kollwitz‘ große Bodengefäße) alle Exponate nur gesehen, aber nicht im wahrsten Sinne des Wortes „begriffen“ werden können. Ich habe zwar nicht nachgefragt, aber die Vitrinen sehen nicht so zugänglich aus, als dass man auf Wunsch z.B. einen Teebecher oder eine -schale in die Hand nehmen könnte. Die Problematik bei zahlreichen, vielleicht nicht immer erfahrenen Gästen liegt auf der Hand (schon wieder so ein plattes Wortspiel). Auf der anderen Seite spielt für mich das Gefühl des zu benutzenden Gefäßes in der Hand eine so große Rolle, dass es für mich ein ausschlaggebendes Kauf- oder eben auch KO-Kriterium darstellt. Nun war ich ja schon bei Jan Kollwitz Zuhause und möchte das auch gerne mal wiederholen; Sebastian Scheid kann man gelegentlich auch auf dem Oldenburger Töpfermarkt antreffen. Also für mich ein Trost, dass ich ein andermal Zugang ohne Glas dazwischen haben kann 🙂

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Begrüßt wurden die Anwesenden zunächst von der Leiterin des Kulturzentrums Reinbek, Elke Güldenstein.

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Anschließend hielt Dr. Lokau die Laudatio. Die Gäste erfuhren einiges über die lange Tradition des Schlosses mit Keramikausstellungen und sodann natürlich viel über die persönlich anwesenden Töpfer und ihre Werke. Besonders ausführlich wurde ihr Erfahrungsschatz aus der jeweiligen Lehrzeit in Japan beleuchtet. So unterschiedlich, teilweise regelrecht gegensätzlich positioniert die Töpfer und ihre Stücke erscheinen (letztere stehen sich in ihren Vitrinen auch gleichsam wie in einem Dialog gegenüber),

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so deutlich wurde spätestens nach dieser Erläuterung das gemeinsame tiefe Verwurzeltsein in der japanischen Töpferkultur, jeder auf seine ganz eigene Art und Weise. Den vollständigen Text der Laudatio können Sie hier per Klick durch Download erhalten.

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Anschließend konnten die Gäste nach Herzenslust staunen und stöbern (sowie punkten) und das Gespräch mit den sehr freundlichen und zugänglichen Töpfern suchen.
Aus meiner Sicht war die Ausstellungseröffnung gut besucht. Gefreut hat mich auch die vergleichsweise gut gemischte Altersstruktur. Jugendliche findet man leider selten auf Veranstaltungen dieser Art, schade.

So, nun natürlich zu den Ausstellungsstücken. In mein Beuteschema fallen in erster Linie Gefäße von Jan Kollwitz (darum heißt mein Blog ja auch „Teeschale“ :-)) Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe mich noch nicht zu einem Kauf entschließen können. Das lag für mich, wie gesagt, einmal an der fehlenden Möglichkeit des eingehenderen Begreifens, dann zum Zweiten an meinem beschränkten Budget und zum Dritten einfach daran, dass ich schon einen schönen Teebecher, einen Tiegel, eine Sakeflasche und einen Sakebecher des Töpfers in meiner Sammlung habe. Anhand der neuen Teebecher war übrigens sehr schön zu sehen, wie sich im Laufe der Zeit (über 10 Jahre kann ich selbst verfolgen) subtile Veränderungen in Kollwitz‘ Formenkanon zeigen. Die Oberflächen erscheinen mir unverändert großartig, da gab es, meine ich, auch 2003 schon kaum noch Optimierungsmöglichkeiten. Aber die neuen Teebecher zeigen eine größere Freiheit und Selbstsicherheit. Sehr schön!

Diese Vase war ansonsten mein Favorit, immer wieder musste ich zu ihr zurückkehren. Abgebildet ist die dem Feuer abgewandt gewesene Seite, die andere Seite zeigt zarten, goma-artigen Ascheanflug. Wunderschön. (die Fotos lassen sich durch Anklicken vergrößern, falls es jemand noch nicht gemerkt hat 😉 )

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Ein Mizusashi, in sich ruhend.

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Die Teeschalen, einmal Shino, schneeweiß und zurückhaltend grau dekoriert, bei genauem Hinsehen kräftig craqueliert. Wie schön wird sie sich beim Teetrinken verändern, verwandeln…seufz. Eine gute Größe, jedenfalls für Männer, würde ich sagen.
Etwas kleiner die zweite Chawan, schwarz, aber – jedenfalls unter dem hellen Vitrinenlicht – nicht steril-einfarbig, sondern temmoku-artig anmutende Lebendigkeit. Überhaupt sind beide Schalen zwar außerordentlich schlicht und zurückhaltend, haben durch Fingerabdrücke und weitere Spuren des Werdens aber ganz eigene Individualität und drücken schon beim bloßen Anblick einiges an Persönlichkeit aus. Noch mehr davon wird sicherlich der Fuß (Standring) bieten…

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Auch dieser Tiegel gibt für mich Zeugnis von der gewachsenen Souveränität. Klein, aber oho.

Groß dagegen diese drei Bodengefäße. Ihre Proportionen kann man ja auch auf den oberen Bildern gut erkennen. Mehr Oberfläche bietet einfach mehr Eindrücke und Erlebnisse für das Auge. Um so schöner, finde ich, wenn sich kleine Stücke finden lassen, die dies auch bieten können und trotzdem noch Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen.

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Porzellan-zart-durchscheinende Becher von Sebasian Scheid. Seladonglasiert (und damit auch einen historischen Bezug bis ins China der Songperiode herstellend) wirken sie durch die facettierte Oberfläche wie gesponnen. Ich musste spontan an gotische Kirchenfenster denken.
Auf den ersten Blick ganz anders die massiven Kastenformen in geometrischer Strenge. Sie erinnern mich jedoch ebenfalls an Architektur, einerseits an Tempelanlagen der Ägypter und Maya, andererseits an die unendliche Treppe von Escher.

Ein herzliches Dankeschön an alle Verantwortlichen!

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